Die Yao, die in den Bergen im Norden Vietnams leben, sind im 18 Jh. aus China migriert und kommen ursprünglich wahrscheinlich aus der Mongolei und Tibet. Die Yao werden gerne in Begriffe wie „Red Yao“ oder „Yao mit den weißen Hosen“ unterteilt. Dies sind ethnologisch fragwürdige Unterteilungen, da sie sich diese Namen nicht selber gegeben haben. Da es aber auch keine andere Art der Unterteilung gibt, fällt man leider immer wieder darauf zurück. Die Red Yao heissen wegen ihrer roten Kopftücher so, die sie wie überdimensionale Kopfkissen auf ihren Köpfen zusammentürmen. Gerne sind ihre Ränder mir französischem Centimestücken verziert, die Yao legen grossen Wert auf Besitz und Anputz. Sie rasieren sich die Augenbrauen und den Haaransatz, was ihre Gesichter größer und runder erscheinen lässt. Ihre Tracht besteht aus einem langen, indigoblauen oder schwarzen, bestickten Mantel für die Frauen, mit Hosen, Stutzen, Kopftuch und Gürtel. Für die Männer aus einer kurzen Jacke, die nur wenig verziert ist, und einer schlichten, indigoblauen Hosen. Gewebt wird nicht viel, die Yao sind Meister in der Stickerei. Ihre Arbeiten werden niemals mit einer Vorzeichnung angefertigt, sondern entstehen immer frei aus der Erinnerung und aus der Hand heraus. Sie setzen ihre Dekorationen partiell ein, sehr gut platziert, nach ausgewogenen Systemen. Die Yao aus Lao Cai sind ebenso wie ihre Nachbarn die Hmong bekannt für ihren „Liebesmarkt“ der jeden Samstag in der alten kollonialen Sommerfrische Sapa stattfindet. Schon seid den 90ern ist Sapa ein Touristenmagnet und der Markt ist für die Einheimischen, neben dem Verkauf ihrer Textilien und Souvenirs, eine Art Singlebörse. Hier werden allerdings nicht nur Verbindungen zwischen Singles getroffen, auch wenn man Verheiratet ist, kann man mitmachen. Ein altes Sprichwort der Hmong sagt: “Verheiratete können mehrere Menschen lieben, egal, ob vor oder nach der Hochzeit.”
Es gibt Paare, die in einer arrangierten Ehe leben und jeder hat nebenbei noch einen Geliebten bzw eine Geliebte, die sie dann einmal im Jahr auf dem Markt in Sapa treffen. Eine bewundernswert weiser und kluger Umgang mit der Liebe, der Sehnsucht und dem Zusammenleben für immer.
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Bilder, rechte Seite, von oben nach unten:
1. Red Yao aus Phong Tho, Nordvietnam. 1922. Diese Gruppe nähte die Silberornamente direkt an die Tunika und verwendet keine Lätzchen, wie die Yao aus Sapa
2. May Chao und ihre Mutter auf dem Markt in Sapa. Nordvietnam
3. Red Yao, Sapa/Lao Cai 1925, Aus: The Yao, Jess G. Pourret,River Books Bangkok
4. Trachten der Yao im Frauenmuseum von Hanoi
5. Die großen kopfkisstenartigen Kopfbedeckungen der Yao. Da machen die rasierten Augenbrauen und Schläfen natürlich Sinn
6. Auf dem Markt in Sapa/Lao Cai/Nordvietnam
7. Das “Pan Hu”, das bestickte Dreieck auf dem Rücken der Oberteile, als Gedächtnis an den Urvater der Yao
8. Hier sieht man gut den Variationsreichtumg der Yao-Trachten. Und ihre Ähnlichkeit. Aus: The Yao, Jess G. Pourret,River Books Bangkok
9. Im Sticken sind die Frauen auf dem Markt trotz sehr einfacher Lesebrillen unschlagbar