In China leben weit über 5,5 Millionen Miao die , die so zu den grössten nationalen Minderheiten des Landes gehören. Sie leben in den bewaldeten Berggebieten in Südchina, in den Provinzen Guizhou, Yunnan, Guangxi und Hunan. Einige aber auch auf der Insel Hainan, in Sichuan und Guangdong. Die meisten leben in der Provinz Guizhou, einer der ärmsten Provinzen Chinas, in der es die grösste Konzentration an Ethnien gibt. Etwa 37 % der gesamten Bevölkerung sind keine Han Chinesen sondern Zhuang, Yao, Miao, Dong, aber auch Tujia, Bai oder Bouyei. Die chinesische Regierung hat für solche Provinzen wie Guizhou heute ein neues Heilmittel aus der Armut entdeckt: Den Tourismus. Für die Han Chinesen galten ihre ethnischen Minderheiten lange Zeit als Barbaren, eher mit Tieren zu vergleichen als mit Menschen, bzw. Han. Dabei liessen sich die Hmong etwa zur gleichen Zeit in China nieder wie die Han-Chinesen. Ihre Geschichte ist über 5000 Jahre alt und ist bis zum 20. Jahrhundert zum grossen Teil nur in mündlicher Form überliefert. Als Mongolen mit ungewisser Herkunft wurden sie nicht gerade gut behandelt. Das stark expandierenden Volk der Han-Chinesen verdrängte sie immer weiter, und so entwickelten sie sich zu einer ethnischen Minderheit. Die Chinesen nennen die Hmong Miao oder auch Meo. Meo meint im chinesischen „Katze“, gefolgt oft von der Endung „tze“ was dann soviel wie „Barbaren“ bedeutet.
In der chinesischen Verfassung von 1982 wurden die Minderheiten aufgewertet, 1984 wurde ein Autonomiegesetz verabschiedet, das ihnen allerdings bis heute keine wirkliche Autonomie zugesteht. Was nicht zuletzt einfach am politischen System liegt und mehr oder weniger für alle Bürger gilt. Die chinesische Politik setzt auf die Kontrolle ihrer Minderheiten durch Assimilierung, was für China, als Land der Gegensätze, mit dem neuen Ethnotourismus kein Widerspruch ist.
Mitte des 19.Jh. wehrten sich die Miao in Guizhou zusammen mit den benachbarten Ethnien gegen die Han Chinesen mit einem Aufstand. In diese, heute als Miao-Rebellion“ bekannte Gegenwehr zwischen 1854-1873 waren auch die Dong verwickelt. Die Han Bauern kamen nicht nur wegen des Bevölkerungsdruckes und der Suche nach fruchtbaren Böden nach Südchina, es war auch die pure Not und Armut die sie aus Sichuan, Hunan oder Guangdong nach Yunnan und Guizhou vordringen ließ. Zuerst pachtete sie von den Miao und Dong den Boden, übervorteilten sie beim Handel mit Dingen wie Alkohol, Kleidung und Lebensmitteln und pfändeten dann ihren überschuldeten Bodenbesitzern ihren Boden, den sie zuerst ja nur gepachtet hatten. Auf diese Weise wurde die ursprüngliche Bevölkerung entmachtet und enteignet.
Wie viele Minderheiten sind auch die Miao in Familienverbände und übergeordnete Clans organisiert, die einen starken Zusammenhalt haben. Eheschließungen finden bei den Miao stets zwischen den Angehörigen verschiedener Sippen statt, so dass zwischen den einzelnen Dörfern verwandtschaftliche Beziehungen bestehen. Und es gibt keinen möglichen Inzest, was ja auch immer gut ist. Die Verwandtschaftsbande reichen weit über den eigenen Dorfrand hinaus, es gibt eine überregionale familiäre Anbindung und Absicherung. Durch diese Vernetzung konnten sie sich immer wieder erfolgreich gegen die Han-Chinesen durchsetzen. Bis heute zeichnen sich die Miao durch einen starken Unabhängigkeitsdrang, Organisationsfähigkeit und Initiative aus. Die vielen unterschiedlichen Gruppen der Miao erkennt man in erster Linie an der Kleidung der Frauen, an ihrem Schnitt, den Mustern und der Farbgebung. Dazu kommt die Haartracht, aus Frisuren und Kopfschmuck, die die Differenzierung ausmachen.
Die Miao sind patriarchalisch ausgerichtet, die Abstammung erfolgt über die väterliche Linie. Ihre Sprache gehört zur Sinotibetanischen Sprachgruppe. Sie bauen Reis, Mais, Kartoffeln, Buchweizen, Hirse und Hafer an. Wie bei den benachbarten indigenen Völkern sind auch ihre Häuser aus Holz gebaut. Im Durchschnitt besteht ein Dorf aus 15 bis 20 Häusern. In der Mitte des Dorfes gibt es für die Toten einen Ahnentempel. Die Miao sind Animisten und glauben an die Götter der Natur. Die meisten Riten, Zeremonien und Feste sind an die Ahnen adressiert oder an die Geister, die direkt mit dem Haushalt in Beziehung stehen.
Bilder rechts, von oben nach unten:
1. Die Verbreitung der Hmong in China und Südostasien.
2. Auf dem Sonntagsmarkt in Shiping. Die Miao in dieser Gegen erkennt man an ihren rotgestreiften Schals, die sie um den Kopf gewickelt tragen.
3. Ein Miao in Quingman, in der Nähe von Kaili, zeigt in der Festtagstracht wie sie stickt. Das Motiv wird gerne für Armstulpen verwendet.
4. Nach der Arbeit sitzt man in den Dörfern gerne gemeinsam bei den Handarbeiten. 5. Hier im Dorf Basha, nahe der Grenze zu Guangxi.
6. Eine Frau der „Long Horned“ Miao im Norden Guizhous posiert für die Fotografen.
7. So sehen die Holzgerüste der Damen ohne die Extensions aus.
8. Die Jacken der „Long Horned“ Miao sind hinten sehr viel länger als vorne.
9. Miao Tracht aus Quiannan, Guizhou
10. Hier sieht man wie die Falten in den Rock kommen. Fets über eine Trommel gespannt werden die Falten einzeln mit einer Nadel gezogen. Der Stoff wird durch zusammensteppen fixiert und lange bei Wind und Wetter auf einem Bastkorb gelegt, damit sich die Falten schon eingraben können.