Die Trachten der Dong, einer in den südchinesischen Provinzen Guizhou, Hainan und Guangxi lebenden Volksgruppe, sind so unterschiedlich, wie die Bedürfnisse ihrer Träger. Hinzu kommen die regionalen Unterschiede, wie bei allen Ethnien Südostasiens. Bei den Dong tragen Männer und Frauen unterschiedliche Jacken, es gibt spezielle Festtagskleidung, ebenso wie extra gefütterte Wintersachen. Und auch die Zeit sorgt dafür das die Trachten anders aussehen, einfach weil sich die Gegebenheiten verändern.
Fast allen Kleidungsstücken der Tracht gemein ist aber ihr glänzender Indiogstoff, aus dem sie gefertigt sind. Der bräunliche, bläuliche oder schwarze Glanz des Stoffes, „yan bao“ genannt, wird durch Einreiben mit Wasserbüffelhaut-Extrakt, Eiweiß, Kräutern oder angeblich auch mit Rinderblut erreicht. Wichtig für den Prozess ist das anschließende, tagelange Einschlagen mit einem sehr schweren Holzschlegel.
Weben, Färben und Sticken, die Handarbeiten der Frauen, spielten immer eine grosse Rolle für die kulturellen Identität der Dong. Die Mütter und Großmütter lernten ihren Kindern und Enkeln, wie sie die schönsten Muster weben konnten, die strahlendsten Blautöne färben und die feisten Stickereien erstellen konnten. Mit dem Sticken fingen die Mädchen mit 7 oder 8 Jahren an, mit 13 konnten sie dann die abstrakten und figurativen Motive weben, ebenso wie die musterreichen Bänder. Markt- und Festtage waren die Gelegenheiten, um diese Fähigkeiten zu präsentieren. Je schöner und perfekter die Frauen ihre Kleidung herstellten, umso besser waren ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt. Dementsprechend lange wurde an solchen Kleidern gearbeitet.
Die Männer tragen traditionell kurze, langärmelige Jacken mit Stehkragen und den typischen, chinesischen Knebelverschlüssen, und dazu lange, weite Hosen. Der Kopf ist mit einem Turban bedeckt, der aus einer 4 m langen indigoblauen Stoffbahn besteht. In einigen Gebieten ist er allerdings weiß, was auch sehr gut aussieht. Zu Festivals tragen die Männer übrigens gerne silberne Kronen, Halsketten, Armreifen und Ringe. Die Frauen der Dong tragen Jacken und Hosen, die allerdings nur bis knapp bis zum Knie gehen. Über den Hosen werden plissierte Röcke getragen, um die Waden werden Stutzen aus einzelnen Stoffbahnen gewickelt. Die Jacken haben an den Ärmeln oft abgesetzte Farbstreifen und kleine gewebte Bänder werden zum verschließen verwendet. Von den Frauenjacken aus Zhaoxing, dem grössten Dorf der Dong im Südosten der Provinz Guizhou gelegen, gibt es zwei Formen. Die A-Linienförmige leichte Jacke, die an der Seite und den Rändern geschmückt ist und eine kurz-oder langärmelige gefütterte Winterjacke, die asymmetrisch geschlossen wird.
Die eng plissierten Röcke werden in verschiedenen Schritten hergestellt. Erst wird der glänzende Indigostoff, der relativ steif ist, mit der Hand in möglichst enge Falten gelegt. Diese Falten werden mit dem Fingernagel hineingezogen, so wie man etwa ein Blatt Papier falten würde. Zuerst wird eine etwas breitere Falte gezogen, dann wird der Stoff gewendet, und die eben gezogene Falte nochmals in zwei Falten unterteilt. Dann wird der Stoff wieder gewendet und wieder zuerst die breite Falte gezogen, gewendet…und das geht so lange, bis man ein ca 10 cm breites, festes gefaltetes Stück hat. Dies wird mit Bändern so lange auf einem Stück Holz fixiert, bis sich die Falten sozusagen eingegraben haben. Für Festtage gibt es noch Schürzen, deren Ränder aus „Dong Jin“, den gewebten Brokatstoff der Dong gefertigt wurden, und einem sehr fein bestickten Zentrumsteil. Natürlich alles in Indigo.
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Bilder rechts von oben nach unten
1. Hier sehen wir, wie die Falten mit dem Fingernagel in den Stoff gezogen werden, als wäre er Papier.
2. Frauen in der Handarbeitsrunde. Feierabend in Zhaoxing, Guizhou.
3. Klassische Herren Indigojacke, gesehen in Xiaohuang, Guizhou
4. Auch die jungen Leute tragen noch traditionelle Glanzjacken. Ronjiang, Guizhou
5. Eine Frau beim Jackennähen, gemütlich draussen vor der Tür. gesehen in Xiaohuang, Guizhou
6. Wenn einer ein Haus baut, helfen alle mit. Und das in Tracht. (Xiaohuang, Guizhou)
7. Die blauen Jacken stehen auch älteren Männern sehr gut. (Diping, Guizhou)
8. Hier sieht man sehr schön, die Jacken-Rock-Stulpen Kombination der klassischen Frauentracht.
9. Hier sehen wir nochmals genauer, wie die Frauen den Stoff mit den Fingernägeln bearbeiten.
10. So werden die Stoffe dann verschnürt, um die Falten zu fixieren.
11. Auch beim Arbeiten kann man glänzen.