Vietnam besteht zu drei Vierteln aus Bergen und Hochebenen. Der Nordwesten Vietnams gehört zu den rauesten und kältesten Gebieten des Landes. Hier wohnen über 20 unterschiedliche ethnische Minderheiten, davon 750.00 Hmong. „Moi“ nannten die Vietnamesen die Menschen der Hill Tribes, die Wilden, le „savages“. Es gibt heute über 5 Millionen Hmong auf der Welt. Davon leben ungefähr 500.000 in China, wo sie Miao genannt werden, 250.00 in Laos, 75.00 in Thailand und einige in Burma. Die meisten, etwa 900.000, leben in Vietnam. In Sapa, im Norden Vietnams, sind die Hmong mit 53 % die größte Bevölkerungsgruppe.
Die Hmong haben, wie die Yao, ihren Ursprung wahrscheinlich in der Mongolei und Sibirien. Beide Völker gehören zur austro-asiatischen Sprachgruppe und sind mehr oder weniger Animisten. Wie fast alle ethnischen Minderheiten sind die Hmong und Yao sehr von ihrer Staatenlosigkeit und den langen Jahren der Migration geprägt. Das führte unter anderem dazu führte, das es so viele verschieden Gruppen und Untergruppen innerhalb dieser ethnischen Minderheit gibt. Bei den Hmong sind es die Flower Hmong, deren Frauen sich extrem farbenfroh anziehen, es sind die Black Hmong, mit ihren dunkelblauen, gewachsten Kleidern, die White Hmong, die Red Hmong und die striped Hmong. Die Namen entstanden nach den Farben ihrer Kleidung, und wurden ihnen von „den anderen“ gegeben. Heute gelten sie unter ethischen Gesichtspunkten in der Ethnologie als fragwürdig.
Die Gruppe, die Familie und Familienverbände, sind die zentralen Orte für die Hmong. Dabei sind sie ein Volk, das sehr grossen Wert auf seine Unabhängigkeit legt, „Hmong means free“, eine Phrase die die Hmong selber gerne für sich benutzen, ist allerdings mehr eine Romantisierung der eigentlichen Zustände. Die ethnischen Minderheiten Indochinas, insbesondere die Hmong, wurden trotz ihrer dezentralen Lage in der Abgeschiedenheit der Berge und Dschungel, immer wieder in politischen Konflikte hineingezogen. Im ersten Indochinakrieg verstanden es die Franzosen den Hass der Bergvölker auf die Vietnamesen, die sie immer weiter in die Berge hinein abdrängten und ihnen ihr Land nahmen, für ihre eigenen Interessen zu nutzen. Im zweiten Indochinakrieg waren es die Amerikaner, die die Hmong in den unzugänglichen Kriegsgebieten für ihre Zwecke benutzten. Den Hmong bot der CIA vermeintlichen Schutz vor den Bomben, die jeden Tag im acht Minuten-Takt fielen. Es gab einen guten Lohn, Lebensmittel und Unterkunft. Ein Leben in ungewohntem Reichtum, das sie teuer bezahlten. 30.000 Hmong kämpften im Vietnamkrieg für die USA, ihre Verluste waren zehnmal höher als die der Amerikaner.
Und dann gab es noch das Opium, das die Hmong traditionell seid langer Zeit anbauten, schon zu der Zeit, als sie noch in China lebten. Sie bauten mehr Opium als Reis an, und rauchten es natürlich auch selber. Unter der Regie der Guerilla Truppenführer aus den Reihen der Hmong und mit der Infrastruktur und Protektion der CIA erreichte der Opiumhandel völlig neue Dimensionen. Mit eigenen Flugzeugen oder Air America konnten sie die Märkte in Saigon, Bangkok oder Manila beliefern, und damit vor allem die amerikanischen Soldaten. Auch die Viet Minh kauften sich in Laos Opium, sie verkauften es gegen Konsumgüter und kauften sich von dem verdienten Geld sowjetische Waffen bei den Chinesen. Es profitierten viele Allianzen von den Hmong, nur sie selber leider nicht.
Wie bei allen Trachten Indochinas haben auch die Trachten der Hmong eher simplen Nähtechniken. Ihr Reichtum besteht aus den Dekorationen, den Stickereien, Batiken und Applikationen. Bei den Black Hmong dominieren Indigoblau und Schwarz. Ihre Kleidung ist deutlich weniger dekoriert, als die der anderen Hmong Gruppen, aber dadurch auch besonders schick. Darauf legen alle grossen Wert, auch die Hmong Frauen: Elegant auszusehen. Es gehört für sie zum guten Ton und ist eine Frage der Höflichkeit und des Respektes den anderen gegenüber sich gut zu kleiden. Die Frauen und auch die Männer tragen lange, ärmellose, im dunklem Indigo glänzende Jacken und wickeln sich breite, schwarze Samtbänder als Wadenwärmer um, die sie mit bunten Bändern fixieren. Der Glanz auf ihren Jacken kommt durch das Reiben des Stoffes zwischen zwei Steinen zustande, mit Wachs und einer Flüssigkeit aus Eiweiss und Ochsenblut. Um das typische Indigoblau zu erhalten muss ein Kleidungsstück 10-18 mal gefärbt werden.
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Bilder rechte Seite, von oben nach unten.
1.Eine Hmong Dame bei der Opiumernte. Postkarte aus Vietnam
2. Die Trachten der Männer können ebenso unterschiedlich sein, wie die der Frauen. Auf jeden Fall sind sie schlichter.
3. Eine Frau der Black Hmong auf dem Markt in Sapa. Man sieht gut, wie die lange Jacke mit Leggings und gewickelten Stulpen getragen wird.
4. Frauen auf dem Markt in Sapa wickeln und spinnen Bastfäden für die Basttaschenverarbeitung.
5. So sah es auf dem Markt in Bac Ha vor 10-20 Jahren aus. Bac Ha ist 3 Autostunden von Sapa entfernt. Hier leben die „Flower Hmong“.
6. Eine alte Dame in Sapa. Wie fast alle mixt sie traditionelle Kleidungsstücke mit modernen. Allein auch weil es wärmer ist.
7. Auch Männer tragen die kurzen Westen, alleine oder über den traditionellen Jacken.
8. Viele Haarspangen bedeuten viel Silber bedeuten reich bedeuten gutes Leben
9. Traditionelle Männerbekleidung gesehen auf dem Markt in Sapa.
10. Junge Mädchen lieben knallgrüne und rote Farbelemente in der Tracht. Ton-in-Ton finden sie unmodern.
11. Frauen der „Flower Hmong“ am Ende des Tages auf dem Sonntagsmarkte in Bac Ha.
12. Mit dem Polaroidapp wird die traditionell gekleidete Frau mit ihrem Kind direkt in die Vergangenheit katapultiert.