Die Dong sind eine Volksgruppe, die in den südchinesischen Provinzen Guizhou, Hainan und Guangxi leben. Dong ist ihre chinesische Bezeichnung, sie selbst nennen sich Kam oder Gam. Sie lebten mehr oder weniger schon vor 2000 Jahren in den Gebieten, in denen sie heute noch leben. Die Dong haben viele herausragende Fähigkeiten.
Die Männer sind hervorragende Schreiner, deren Trommeltürme, ihre Wind- und Regenbrücken, die vielstöckigen Holzhäuser und komplexen Dorfanlagen alle ohne Nägel entstanden sind. Die Dörfer der Dong sind so malerisch, das die chinesische Tourismusindustrie trotz ihrer entlegenen Lage seid einigen Jahren schon mehr als ein Auge auf sie geworfen hat. Die Frauen sind bekannt für ihre Indigo Färberei, deren unterschiedlichen Farbabstufungen und glänzenden Beschichtungen einen wichtigen Teil der Tracht ausmacht. Sie sticken und weben mit ähnlicher Perfektion wie es ihre Männer beim Hausbau tun. Die musikalischen Künster der Dong werden von der Unesco zum immateriellen Weltkulturerbe gezählt. Ihr Gesang, ihre Musik und ihre Tänze sind, wie auch ihre Bauten und Textilien, heute noch wichtiger Bestandteil ihrer Kultur und werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Es gibt in China ungefähr 3 Millionen Dong mit mindestens 30 Untergruppen, die alle einen eigenen Dialekt sprechen. Ihre Sprache nennt sich Dong, sie gehört zur Gruppe der Tai-Kadai Sprachen und ist entfernt mit Zhuang und Thai verwandt. Die Dörfer der Dong befinden sich oft in der Nähe von Flüssen und Quellen und bestehen in der Regel aus 20-30 Haushalten. Es gibt allerdings auch Dörfer mit bis zu 700 Haushalten wie Zhaoxing oder Gaoding. In Guizhou sind ihre direkten Nachbarn die Miao, die sich mehr in die Berge zurückgezogen haben als die Dong. Viele Dörfer sind nur über ide überdachten „Wind und Regenbrücken“ zu erreichen, die eine Art Bindeglied zwischen Drinnen und Draussen sind. Auch hier sind an den Seite Bänke angebracht, und die Dorfbewohner können sich unter dem Dach wunderbar aufhalten. Unter den Dächern der Brücken wird gerne Gemüse zum Trocknen aufgehängt, das dann später sauer eingelegt wird. Das Zentrum der Dörfer sind die Trommeltürme, von denen jeder Clan im Dorf seinen eigenen hat. Es sind sozusagen die Veranstaltungsorte für die unterschiedlichen Clans, und, wie könnte es auch anders sein, je reicher ein Clan umso größer und prächtiger sein Trommelturm. Leider hat auch hier die chinesische Kulturrevolution (1966-1976) dafür gesorgt, das die meisten Trommeltürme heute kein sehr hohe Alter haben, da sie neu aufgebaut werden mussten. Der lange Arm der Partei ist im ländlichen China zwar vorhanden, aber das Land ist gross und der Arm müsste schon sehr lang sein, um alles überwachen zu können. Die Ein-Kind Politik Pekings gilt für die ethnischen Minderheiten des Landes nicht. Sie dürfen zwei Kinder haben, in entlegenen Gebieten haben sie oft noch mehr. Die Ehe ist übrigens für die Dong erst vollzogen, wenn das erste Kind geboren worden ist. Erst dann zieht die Frau in das gemeinsame Haus ein, das sie zuvor nur in den Ferien und an Feiertagen besuchen durfte. Die Dong sind wie die Miao Animisten, die an Naturgötter und Geister und somit an die göttliche Kraft der Natur glauben. Wenn ein Kind geboren wird, wird als erstes eine Fichte gepflanzt. Wenn das Kind dann sein 18. Lebensjahr erreicht hat, wird der Baum gefällt und für das eigenen Haus des Kindes verwendet. Diese Baume heissen bei den Dong die 18 Jahre Bäume.
Die Dong bauen in erster Linie Reis an, aber auch Mais, Weizen, Raps und Süßkartoffeln. Sie leben in den Häusern, die sie selbst gebaut haben und sind alles in allem Selbstversorger. Zumindest ausserhalb der Marktflecken wie Zhaoxing, das als das größte Dorf der Dong gilt. Hier planen die Chinesen schon seid einigen Jahren ein zweites Lijiang, also einen dörflichen Massentourismus. Die Autobahn in das Gebiet der Dong ist fast fertig, Anfang 2015 wird es einen neuen High-Speed Zug geben. Der neue Bahnhof, ausserhalb von Zhaoxing hat einen Parkplätze der Dimensionen hat, als wäre er für das größte Outlet Center Amerikas gebaut. In China wird nun mal nicht gekleckert. Es gibt einen neuen pompösen Dorfeingang und das Dorf wurde so weit vergrößert, das man einen eigenen Park angegen konnte. Dann haben die Touristen mehr Platz zum fotografieren. Die neuen Häuser haben traditionelle Holzfassaden, die einfach vor neu gebautes Mauerwerk gesetzt wurden. Im Ort selber wurde mit einem recht simplen Mittel eine moderne Fußgängerzonenoptik geschaffen. Die alten Stein- und Lehmwege wurden durchgängig wie ein Teppichboden mit einem Mosaik-Steinpflaster belegt. Ein paar Bäume, ein paar Mülleimer, fertig ist das städtische Dorf, das die Kapazitäten für die Masen hat. Natürlich kann der Tourismus für die wirtschaftlich sehr schwache Region eine Hilfe sein. Leider macht der Hauptort Zhaoxing in diesem jetzigen Zustand nicht den Eindruck, das es im Sinne der Dong geschieht. Noch sitzen die alten Männer abends unter dem Glockenturm und spielen Mahjong, die Frauen machen in eigener Runde ihre Handarbeiten. Es finden Feste statt mit den langen Tischtafeln, für die die Dong bekannt sind, Schweine werden geschlachtet, es wird geböllert und getrunken, normales Dorfleben eben. Es gab wohl Petitionen aus der Bevölkerung bevor die Investoren kamen, allerdings waren sie nur schwach. Da der chinesische Tourismus gerne auf Konzentration setzt und alle immer gerne dasselbe machen, bleibt zu hoffen, das ausserhalb des Hauptortes die Veränderungen weniger brutal sind, und die Moderne auf kulturell verträgliche Art und Weise Einzug erhält. Noch gibt es Orte wie Gaoding, das zweitgrößte Dorf der Dong, das man nur zu Fuss oder über eine sehr kleine Strasse erreichen kann. Eine Straße wäre für die Bewohner bestimmt nicht schlecht, ebenso wie neue Arbeitsmöglichkeiten. Sie müssten dann auf der Sche nach Arbeit ihre Heimat nicht verlassen. Durch die Touristen und die neue Bekanntheit finden die Frauen, die Textilien färben und herstellen, auf jeden Fall wieder mehr Käufer und Interessenten und können so ihr Handwerk weiter ausüben. Auch so wird Kultur bewahrt. Ob der Preis für diese Zukunftsperspektiven zu hoch ist, werden die Dong erst wissen, wenn die Lawinen von Han-Chinesen kommen, die sie zu den Statisten des neuen Themendorfes „Zhaoxing- Landromantik mit Rummelplatz“ machen.
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Bilder rechte Seite, von oben nach unten:
- Das Gemeindehaus ist der Hang-out der Männer. Kneipen gibt es nicht.
- Ein Dorf bei Zhaoxing. Nach dem belebten Hauptort Zhaoxing wird es sehr schnell immer ländlicher.
- Die Dong sind bekannt für ihre langen Festtafeln. Und alle essen mit !
- Immer gibt es was zu feiern.
- Zhaoxing von oben. Das große Eintrittsdorf, der See und alle großen Häuser um ihn herum sind innerhalb von weniger als 3 Jahren entstanden. Klotzen in Hochgeschwindigkeit, das können chinesische Investoren.
- Hier sieht man chinesische Investoren beim checken der Lage 2011.
- Die Trommeltürme könnten auch Nadelbaumtürme heissen.
- Wer sagt, das man in einem Tempel nicht auch Spaß haben kann? Natürlich mit Reisschnaps, und den guten Geistern.
- Das Holzgerüst eines Hauses. Zhaoxing 2011
- Die Holzverbindung ohne Nägel geht so.
- Wind und Regenbrücke in Chengyang, Guangxi
Bilder rechte Seite, von oben nach unten:
- Zengshong, 2011
- Am Nachmittag füllen sich die Plätze unter den Türmen.
- Zhaoxing 2011
- Die Hauptstrasse in Zhaoxing 2011
- Die Hauptstrasse in Zhaoxing 2014
- Wenn gefeiert wird bekommt jeder einen Wurstspieß. Statt Blumen.